Arbeiten als Fallanalytiker

Ein Fallanalytiker (auch: Profiler und Profilersteller) ist meist ein Angehöriger der Polizei, der zur Aufklärung von schweren Verbrechen operative Fallanalyse betreibt.

Beschreibung

Bei der Fallanalyse zieht der Fallanalytiker Schlüsse auf Basis kriminalistischer Erkenntnisse anhand von Indizien, Spuren am Tatort und den Umständen der Straftat. Dabei schließt er auf das Verhalten des Täters und kann unter Umständen daraus Muster erkennen, die auf statistischer Basis mit spezifischen sozio-ökonomischen Merkmalen in Verbindung gebracht werden können. Insofern ist es nicht unbedingt die Psychologie, sondern vielmehr sind es zuerst die Kriminalistik, und dann die Kriminologie und die Soziologie, die als wichtigste Hilfswissenschaften hinzugezogen werden. An kriminalistischen Hilfstechniken werden von Fallanalytikern unter anderem DNA-Analyse und Daktyloskopie eingesetzt.

Eine Fallanalyse kann unter bestimmten Umständen Entscheidungshilfen für die Strukturierung von Ermittlungen geben, zum Beispiel dass eine Ermittlung im regionalen Raum beginnen und sich auf 20- bis 40-jährige Männer konzentrieren sollte. Daraufhin kann dann spezialisierter gefahndet werden, oder Massen-DNA-Tests von geringerem logistischen Aufwand durchgeführt werden.

Abgrenzung

Ein Fallanalytiker erstellt keine „psychologischen Täterprofile“, wie fälschlich angenommen wird. Auch fertigt er kein charakteristisches Erscheinungs- und Persönlichkeitsbild eines unbekannten Straftäters, da dies nicht möglich ist. Der Begriff „Profiler“ oder „Profiling“ für seine Tätigkeit wird, weil inhaltlich unzutreffend, vermieden. Auch beim US-amerikanischen FBI gibt es keine Position oder Aufgabenbeschreibung für „Profiler“ oder das „Profiling“, man spricht dort vielmehr von „criminal investigative analysis“, die von speziell ausgebildeten FBI-Kriminalbeamten ausgeführt wird.

Entwicklung

Geschichte

Bereits im Altertum begann man Typologien zu entwickeln. Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale sollten Verbrechen erklären und womöglich vorhersagen. Erste Ansätze finden sich im 5. Jahrhundert v. Chr. bei dem Begründer der wissenschaftlichen Medizin Hippokrates. Die Unterscheidung menschlicher Persönlichkeiten in Phlegmatiker, Sanguiniker, Melancholiker und Choleriker wurde von Galen (2. Jh. n. Chr.) vorgenommen.

Der italienische Mediziner und Anthropologe Cesare Lombroso entwickelte als Anhänger des Darwinismus 1876 die Lehre vom deliquento nato – vom geborenen Verbrecher. Nach seinen Gesichtszügen, nach sozialen, seelischen und körperlichen Merkmalen sollte der „geborene Verbrecher“ zu erkennen sein. Lombrosos Theorien waren bereits zu seinen Lebzeiten heftig umstritten.

1921 wurde die Kriminalbiologie durch die Konstitutionsbiologie des in Vergessenheit geratenen deutschen Psychiaters Ernst Kretschmer bereichert. Einen Hang zu bestimmten Straftaten oder Vergehen, wie Homosexualität, die damals noch strafrechtlich verfolgt wurde, ordnete Kretschmer bestimmten Körperbautypen zu. Dabei unterschied er die Konstitutionstypen Pykniker, Leptosom, Athletiker und Dysplastiker. In der Praxis haben sich diese Erkenntnisse nicht bestätigt, was ihrer Verbreitung jedoch wenig Abbruch tat.

In den frühen 1930er praktizierte der erfolgreiche Kriminalkommissar Ernst Gennat bereits die Fallanalytik.

Die operative Fallanalyse ist keine amerikanische Erfindung; Täterprofile wurden schon früher von Kriminalpolizeibehörden in aller Welt verwendet. Das englische Synonym Profiling wurde erstmals 1978 von Robert Ressler, dem Leiter der Abteilung Verhaltensforschung des FBI, in populärliterarischen Veröffentlichungen geprägt. Innerhalb deutscher Ermittlungsbehörden wird der Begriff weitgehend vermieden.

Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Fallanalytiker, Lizenz: CC